Plata o plomo?
Gestern hatte ich die zweifelhafte Ehre mit Roberto Escobar Kaffee zu trinken. Das ist der Bruder des Drogenkönigs Pablo Escobar. Roberto bietet in Medellin „Pablo Escobar“-Touren an und das ist ungefähr so als würde die Stasi jetzt in Tourismus machen. Ich hab kurz gegrübelt, ob ich das mit meinem Gewissen vereinbaren kann oder ob das zu morbid ist aber die Geschichte Kolumbiens ist untrennbar mit der von Pablo Escobar verbunden und interessiert hat es mich natürlich auch.
Medellin war einst die Stadt mit der höchsten Mordrate der Welt und bestimmt von Gewalt und Drogen. Heutzutage geben sich die Bewohner wirklich alle Mühe einen davon zu überzeugen, dass die Stadt sich gewandelt hat und ich muss sagen, ich hab mich hier nicht unsicherer gefühlt als anderswo in Lateinamerika.
Die Pablo Escobar Tour gestern war wirklich interessant, der Typ hatte zu seinen besten Zeiten etwa 1 Millionen Menschen für sich arbeiten und gehörte zu den reichsten Männern der Welt (der war sogar auf der Forbes Liste). Plata o plomo war seine Strategie mit der Polizei umzugehen, entweder du läßt dich bestechen oder du bist tod! Der Bruder sagt natürlich auch, er hätte keine andere Wahl gehabt…. naja, immerhin saß er 11 Jahre im Knast für seine Involvierung in das Kartell. Seine Sicht auf Pablo Escobar war natürlich auch etwas subjektiv. Blut ist ja bekanntlich dicker als Wasser und Pablo war ja ein so freundlicher Mensch…… mal abgesehen von den mehreren hundert Menschen, die er persönlich abgeknallt hat… Hier in Medellin ist er in einigen Vierteln ein echter Held, da er immer viel Geld für soziale Zwecke ausgegeben hat (Schulen, häuser, etc) auch der kolumbianische Fußball war lange Zeit untrennbar mit ihm verbunden. Andere Kolumbianer hingegen hassen ihn dafür, dass er diesem schönen Land das Image von Drogen und Gewalt verpasst hat.
Einschussloch
Roberto und ich
Medellin ist als Stadt ganz nett, deutlich besser gefallen hat mir Bogota. Was für eine riiiiiiiiiesen Stadt. Da gibt es wirklich alles, was das Herz begehrt und die Menschen sind unglaublich freundlich. Ausserdem war ich im wahrscheinlich schönsten Hostel meiner Reise. Brandneu (3 Monate alt), alles super sauber, heiße Duschen und super nettes Personal.
Wir haben uns die Zeit mit Sightseeing vertrieben – Biketour, Museen, Spaziergänge und das alles auf 2600 m, ich war zudem noch krank und daher ganz schön aus der Puste. Aber Bogota hat wirklich mein Herz gewonnen. Ein bißchen wie eine Mischung aus einer osteuropäischen Stadt mit südlichem Flair.. jetzt heißt es mal wieder Tschö sagen, heute Abend geht mein Flug nach La Paz, Bolivien.